Ölgemälde
Als ich an diesem Oktobertag von meiner
wöchentlichen Therapiesitzung nach Hause kam, war ich besonders
niedergeschlagen. Erst jetzt schien mir bewusst geworden zu sein, was da noch
tief in meinem Inneren hervorgeholt werden müsste. Nur mit Angst konnte ich
daran denken. Ich setzte mich an meine Staffelei und hörte mir eine
Meditationskassette an. Sie ließ mich meine Mitte finden und das
Unterbewusstsein aktivieren..
Der Tinnitus verhielt sich dabei still, wie
er das meist tat, wenn ich malte.
So entstand mein „Lebensbaum”. Ich brauchte
dafür keine Vorzeichnung. Es kam mir vor, als würde der Pinsel meine Hand
führen. War das möglich? Ich ließ es zu.
Die Äste meines Lebensbaumes sind auf der
rechten Seite stärker ausgeprägt und vielfältiger verzweigt. Sie neigen sich
der untergehenden Sonne zu. Die Wurzeln stecken tief in der Erde. Niemand soll
sie sehen.
Ich war nicht gewillt, viel von meinem
Inneren preiszugeben, auch meinem Therapeuten gegenüber noch nicht.
Einen „Aus-Weg” kann man im Bild nur mit
Mühe erkennen. Die dunklen Farben erschweren die Suche.
Mein Lebensbaum 2, Aquarell
Drei Jahre waren vergangen, seit ich den
Lebensbaum Eins gemalt hatte. Nun wollte ich sehen, wie der zweite aussah.
Zuerst einmal: Keine Ölfarben! Die wirkten in gewissem Sinn starr.
Man konnte bei dieser Technik immer wieder etwas übermalen. Doch ich
wollte das Leben so nehmen, wie es kam. Also sollte auch bei meinem Baum nichts vertuscht werden. In dieser Zeit
beschäftigte ich mich mit den 7 Chakren, den Energiebahnen des Menschen. So
wählte ich die entsprechende Farbfolge aus: Rot für das Wurzelchakra bis hin zum
Violett des Kronenchakras. Die interessante Aufgabe, die mich beim Malen
erwartete, bestand darin, dass Aquarellfarben ein schnelles und spontanes
Arbeiten voraussetzten. Trotzdem sollte der Lebensbaum aber als mein Baum
erkannt werden. Während des Malens bemerkte ich mit Freude, dass mein Blick für
Schatten, Licht, Perspektive, Räumlichkeit sich verändert hatte. Endlich sah
ich, was mir oft verborgen geblieben war. Dem Rot des Wurzelchakras gab ich
etwas mehr Raum als den anderen Farben. Doch alle verschmolzen harmonisch
miteinander. Denn alle mussten vertreten sein, jede war wichtig.
Mein Baum hat viel Laub und ist etwas nach
links geneigt. Ich war als Kind Linkshänder und musste umlernen. Wegen meiner
Ungeschicklichkeit wurde ich oft
verspottet. Linkdatsche nannte man mich. Und ich schämte mich dafür.Nun aber
nehme ich mich an, so wie ich bin.
Erstmalig gebe ich auf dem Bild mehr von
mir, von meinen Wurzeln preis. Er, der Tinnitus, freut sich darüber.
Diese 2 Lebensbäume von Dir zeigen Deine Einstellung zum "Untermieter Tinnitus. Gehasst - Geduldet - Angenommen."!!! LhG Hajo
AntwortenLöschenDank dir, lieber hajo, sehe jetzt erst deinen Kommentar!!
AntwortenLöschen